Mein Weg

Mein Weg

Mein Lebensweg führte mich von meinem Geburtsort Karlsruhe durch manche Länder der Welt, doch ein ganz besondere Abschnitt tat sich auf, als ich meinen Umzug von Braunschweig ins Allgäu im Sommer 2019 als Pilgerin zu Fuß unternahm. Der Umzug ging mit großen Veränderung in meinem Leben einher, die ich bewusst entschieden hatte: ich gab meinen Job samt Verbeamtung in einer Bundesbehörde auf und verkaufte mein liebgewonnenes, selbstgebautes Haus. Ein Lebensabschnitt ging zu Ende und ein neuer durfte geginnen. Nach 25 Jahren wohnhaft mehr oder weniger am gleichen Ort und Aufbruch in eine neue berufliche und persönliche Perspektive, wollte ich mir für diesen Übergang eine „Schwellenzeit“ gönnen. Mir selbst Zeit geben, um Abscheid zu nehmen, Altes loszulassen und Dinge abzuschließen. Zeit aber ebenso, um bereit zu werden, für Neues und alles das, was kommt. Schritt für Schritt bewusst den neuen Lebensweg beginnen.

Mein Hab und Gut hatte ich mit dem LKW vorausgeschickt und so ging ich an einem schönen Sommertag mit meinem Rucksack los, hatte nichts geplant, außer dem Wissen, dass ich immer gen Süden unterwegs sein musste. So durchstreifte ich im Laufe von fast 6 Wochen u.a. diese wunderschönen Landschaften Deutschlands…

Unterkünfte fanden sich immer: ob anfangs noch bei Freunden, oder später in der Gartenlaube des Gethsemaneklosters, in kostenfrei überlassenen Ferienwohnungen oder bezahlten, liebevollen Pivatzimmern, in Pilgerherbergen oder Wanderhütten, im Südflügel des Kloster auf dem Schwanberg, in Luthers Stammhaus oder im Grauen Schloß, in einer Weinstube oder im Dorfgasthof – nie wurde das Dach über dem Kopf zum Problem, obwohl ich nichts im Voraus gebucht hatte.

Du, meine Zuflucht, o Herr! Ich berge mich in Deinem Zelt und im Schutz Deiner Flügel.

Diese Liedstrophe begleitete mich in den Wochen meines Weges und ich sang sie in jeder Kirche, in die ich kam. Dort, und auch überall sonst kam es zu den vielen, unzähligen Begegnungen, die diesen Weg so unglaublich reich machten. Ich traf Menschen, die ihr Ohr und meist auch ihr Herz und manches Mal auch ihr Haus für mich öffneten. Ihre Lebengeschichten mit mir teilten, mich versorgten, mich aufnahmen oder mir den Weg wiesen. Menschen, die berührt waren von meinem Weg und mich mit Worten oder mit Gaben beschenkten. Eigentlich lässt es sich kaum in Worte fassen, denn jede Begegnung, jedes Erlebnis war einmalig und unbeschreiblich – unbeschreiblich schön. Aus dem anfänglichen Wagnis wuchs ein tiefes Vertrauen, dass auf dem Weg immer für mich gesorgt war, und das nicht nur materiell. Dass immer das dran war, was eben dran war – was sozusagen „auf dem Weg lag“. Eine tiefe Gelassenheit zog ein und die Gewissheit, dass ein göttlicher Segen mitging. Daran konnte auch die Tatsache, dass ich den Weg in der Nähe von Aalen aufgrund einer Fußverletzung beenden musste, nichts ändern. Alles hatte seinen Sinn. Einen sehr tiefen und durchaus heilsamen sogar. Drum kann ich nur sagen: Geh‘ los – dann geht es. Ich bin reich gesegnet und tief dankbar angekommen.

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